Symbolik des Todes

„Stellen Sie Ihre profanen Gespräche ein … Kleiden Sie sich maurerisch.“ Diese Aufforderung ergeht feierlich und bestimmt zugleich. Und sogleich legt sich ein Schweigen auf uns. Zylinder werden aufgesetzt, weiße Handschuhe übergestreift.

Hiernach ziehen wir in den Tempel ein. In Zweierreihen. Still. In uns gekehrt. Achtsamen Schrittes.

Der Tempel ist in die Farben der Trauer und in die Symbolik des Todes gehüllt. Trauerloge. Heute gilt es all jenen zu gedenken, die im letzten Jahr von uns gegangen sind. Noch einmal die Erinnerung zulassen. Und den Schmerz, der so untrennbar in sie eingewebt ist.

Das Ritual der Trauerloge findet jedes Jahr um Totensonntag und Volkstrauertag statt. Und jedes Jahr erinnert sie mich auf’s Neue daran, dass wir nun endgültig in der dunklen Jahreszeit angekommen sind.

Die Tag-Nacht-Gleiche des September liegt lange hinter uns. Die bunten Blätter des Oktober rotten auf dem Boden vor sich hin. Und auch die einst so prachtvoll goldene Sonne fristet ein seltsam kraftloses und fahles Dasein am Firmament. Die Nächte dafür sind tiefschwarz und ihre kalten Schatten reichen bis weit in den Tag hinein.

Dunkelheit. Das freimaurerische Ritual bewahrt mich nicht vor dieser Finsternis. Es begleitet mich hinein. In das Herz dieser Finsternis. Und damit hilft es mir, mich der Realität dieser Finsternis zu stellen. Sie nicht zu verdrängen, sondern bewusst hindurch zu gehen.

Wenn die Brüder den Tempel nach dem Ritual der Trauerloge wieder verlassen, wird noch immer ein Schweigen auf ihnen ruhen. Doch dieses Schweigen wird anders sein. Nachdenklicher. Kontemplativer.

3 Gedanken zu “Symbolik des Todes

  1. Danke für deine Worte zur Trauerloge. Diese Worte sind es , warum ich Freimaurer geworben bin. Ich fühlte mit dem Lesen deines Blogs schon, wie der Zeremonienmeister uns aufrief, merkte aber sehr bald , dass ich mich gerade im profanen Leben befinde. ( noch)

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  2. Auch wir hatten heute Trauerloge, ich hatte die Ehre sie zu leiten. Die Loge Lessing hat im Vergangenen Jahr 4 Brüder zu beklagen, darüber hinaus 2 Schwestern, die uns sehr verbunden waren. Auch wir haben getrauert. Nach der Arbeit sind wir jedoch nicht auseinander gegangen. Wir haben miteinander gegessen, das Brot gebrochen und geredet. Uns von unseren Freuden erzählt und von unseren Sorgen und Nöten. Haben Geschichten über die Verstorbenen ausgetauscht, über Abwesende nachgedacht. Wir haben Bruderschaft und brdl. Liebe gelebt und ich bin ruhig nach Hause gefahren, und erfüllt. Auch das gehört zum „Stirb und Werde“. Und ich bin dankbar meinen Kreis von Brüdern, indem diese Erfahrung möglich ist, vor vielen Jahren gefunden zu haben.

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  3. Pingback: Achtsam durch das Maurerjahr | Hagen Unterwegs

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